Mein Weg.
Meine Mission.

„Yoga nur als eine Ansammlung verschiedener nützlicher Übungen zu betrachten ist so,
als ob man einen Fotoapparat in seine Einzelteile zerlegt
und sich dann wundert, warum man damit keine Bilder machen kann.“ *
Um das erste Mal zu erfahren wie es sich anfühlt, wenn die Teile zusammengefügt sind, musste ich ans andere Ende der Welt fahren. Ich war damals mit meinem Freund, heute Ehemann, nach Costa Rica gereist. Eine lange Reise, um dem Winter in Deutschland zu entkommen. Nach einigen Wochen begann es sich anders, als die anderen Urlaube anzufühlen. Alleine durch den Abstand und die völlig andere Umgebung habe ich angefangen dort, in Santa Teresa, zu sein und nicht „nur“ in den Ferien. Wir sind in ein wunderschönes Yoga-Retreat gezogen und ich habe angefangen jeden Tag auf einem Yoga-Deck, das über den Dschungel auf den Ozean schaute, zu praktizieren. Ich hätte auf dem Mond nicht weiter weg von meinem Leben in Hamburg sein können!
Dieser Abstand vom Alltag und der Zauber dieses Ortes kommt mir in den Sinn, wenn ich Stings Worte lese:
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„Wenn ich vertrauensvoll, angstfrei und offen bin,
zeigt sich dies an der Leichtigkeit, mit der mein Körper sich bewegt.“ *
Meine dortige Lehrerin Jessica Mausteller aus den USA hatte eine sehr emphatische Ansprache. Sie war auf jeden Fall sehr darauf bedacht, Yoga Asanas und Pranayama Techniken zusammen zu führen und beides zusammen zu denken und zu erleben. Obwohl sie zu dem Zeitpunkt hochschwanger war, hatte ihr Flow eine wunderbare Leichtigkeit. Ihre Stunden haben mich Yoga erleben lassen, wie ich es in dieser Form vorher noch nie erlebt hatte. Ich habe mich verstanden gefühlt. Ihre Praxis hat mich jedes Mal abgeholt und sie hat mich jedes Mal einen Schritt weiter gebracht… und ich habe das erste Mal angefangen zu ahnen was Yoga wirklich bedeutet.
Ich weiss noch ganz genau, wie ich unter ihrer Anleitung das erste Mal, wie selbstverständlich in den Kopfstand gekommen bin. Ich hatte das Herz das erste Mal über dem Verstand… im wahrsten Sinne des Wortes! In diesem Moment war ich ganz bei mir und fühlte dabei grenzenlose Verbundenheit.
Ich finde es mehr als spannend, Menschen zu diesem Punkt zu bringen. Auch wenn es nur für so einen kurzen Moment ist, wie ich ihn damals auf dem Yoga-Deck in Santa Teresa erlebt habe. Denn ich habe selbst erfahren, wie das bewusste Wahrnehmen dieses Moments der Auslöser, der erste Schritt, auf (d)einem Weg sein kann, der das Leben unendlich bereichert.
Dieser magische Moment war ein Wendepunkt in meinem Leben. So wie Jessica mich damals angeleitet, begleitet und inspiriert hat, so wollte auch ich Menschen anleiten, begleiten und inspirieren. Der Entschluss selbst Teacher zu werden kam mit selbstverständlicher Klarheit.
Den eigenen Fotoapparat wieder zusammen zu fügen und das Objektive scharf zu stellen (um im Bild zu bleiben) oder anders gesagt, die eigene Achtsamkeit so zu schulen, dass nicht nur mein Schüler, sondern auch ich in der Lage bin diesen Moment bei ihm/ihr zu erkennen und dem noch unbewussten Empfinden des Schülers durch mein Wissen ein stabiles Fundament zu geben - ein Fundament auf dem er/sie die ersten Schritte auf diesem Weg zum wirklichen Selbst sicher gehen kann - sehe ich als eine der Kern-Aufgaben meiner Teacher-Tätigkeit. Eine Aufgabe die mich zutiefst erfüllt und der ich mit Hingabe und Demut nachgehe!
„Das Ziel ist Erleuchtung, der Zustand, in dem alle Teile zusammenpassen.“ *
Die zweite, grosse, wichtige Erfahrung auf meinem Weg war die Geburt von meinem Sohn Bosse, 2017:
„Aus mir geboren werden
sich dem Willen einer ungeahnten Macht fügen,
wie von Wellen ins offene Meer getragen werden,
wie vom Sturm erfasst werden,
die berstenden Kräfte der Natur erleben,
um das Leben ringen,
ahnen was sterben heisst, sich selbst verlieren.
Auf Befreiung und Erlösung hoffen,
die Nacht zum Tag werden lassen, dem Traum ein Gesicht geben.
Dem Geheimnis des Lebens auf die Spur kommen,
die Unsterblichkeit ahnen,
ein Wunder erleben,
durch Lösung Bindung erfahren.“
(Autor unbekannt)
Für mich stehen diese Worte für unsere Geburt. Die Geburt meines Sohnes und meine Geburt als Mutter. Eine Erfahrung, in der ich mich ganz der Natur hingegeben musste… und auch ein Stück weit ausgeliefert war. So grossartig diese Erfahrung war, so traumatisch war sie für mich. Eine schwere, lange Geburt mit Komplikationen und daraus resultierendem Notkaiserschnitt.
Nach diesem Erlebten war es von hoher Wichtigkeit, in der Rückbildung wieder zu mir und zu meinem Körper zurück zu finden! Ich hatte das Glück bei Christine Wawrzyn, einer großartigen Hebamme, Kundalini-Yoga-Lehrerin und mittlerweile Freundin, meine Yoga-basierte Rückbildung zu praktizieren. Sie hat mich inspiriert. Sie hat uns Frauen abgeholt. Einen sicheren Raum geschaffen und uns unseren Beckenboden spüren lassen :)
Diese Erfahrung möchte ich mit meiner Liebe zum Yoga zusammenbringen und Frauen in diesem so wichtigen Moment in ihrem Leben, insbesondere vor und nach der Geburt begleiten. Das sehe ich als mein Sankalpa (Sanskrit für Mission).
Dabei möchte ich Frauen, insbesondere werdenden Müttern mitgeben, dass es ok ist eine Geschichte zu haben. Es geht mir darum gemeinsam einen Raum zu schaffen, sich dem Erlebten zu öffnen und zu stellen und zu sich dabei selbst wieder zu finden … gerade nachdem man sich vielleicht selbst ein wenig verloren hat! Es geht um das Zulassen und das Loszulassen und darum die eigene innere Mitte zu finden. Es geht darum in sich zu hören und der eigenen innere Stimme wieder Klang und Raum zu geben. Yoga ist dafür wie geschaffen. Das weiss ich aus eigener Erfahrung.
Wir Frauen sollten unsere Geschichten teilen und uns gegenseitig die Hände reichen. Wie gesagt, es ist gut und richtig eine Geschichte zu haben, denn das formt und macht uns zu dem wer wir sind! Gerade die Momente die Licht und Schatten sind - und diese Geburt war Beides auf extreme Weise - definieren unsere Reise. Daher ja auch mein Leitsatz der mich schon lange begleitet: "Life is a Journey“.
* Zitate aus „Yoga der Befreiung - Das Praxisbuch des JIVAMUKTI YOGA - Mit einem Vorwort von Sting“.